Sozialversicherung muss Versorgung ausbauen
Es seien zwar Strategien vorhanden, "jedoch fehlt es an der Umsetzung", wie der Rechnungshof in seinem Ende August veröffentlichten Bericht "Kinder- und Jugendpsychiatrie - Versorgungsplanung und Umsetzung" festhielt. So brauche es etwa einen bedarfsgerechten Ausbau der Sozialversicherungsleistungen. Die Sozialversicherung betonte in einer ersten Reaktion auf die Rechnungshof-Kritik, dass zuletzt fünf Ambulatorien und fünf neue Kassenordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingerichtet worden seien. Volksanwalt Bernhard Achitz sagt dazu in einem ORF-Interview: „Die Verbesserungen sind auf einem derart niedrigen Niveau, dass es nicht zu einer wirklichen Bereinigung der Situation führt.“
Auch in den Spitälern gibt es große Versorgungslücken für Kinder und Jugendliche. Es werden deutlich zu wenige Fachärztinnen und Fachärzte ausgebildet, und auch bei Pflegekräften gibt es einen Mangel. Hier sind vor allem Länder und Ärztekammern gefragt.
Lücken auch bei Spitalsversorgung
Die Volksanwaltschaft stößt auf die Mängel einerseits im Rahmen der präventiven Menschenrechtskontrolle. Diese wird von sechs Kommissionen direkt in den psychiatrischen Kliniken durchgeführt, so gut wie immer unangekündigt. Andererseits beschweren sich Betroffene direkt bei der Volksanwaltschaft, etwa bei Sprechtagen. Achitz: „Wir hatten zum Beispiel den Fall einer jungen, magersüchtigen Frau, da war das Versorgungsangebot für ihre Form der Erkrankung praktisch nicht vorhanden.“
Die Mängel in der Spitalsversorgung, für die die Bundesländer zuständig sind, und die Mängel bei niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern hängen zusammen. „Es gibt Erkrankungen, da wartet man lange auf stationäre Aufnahme, und wenn man eine stationäre Aufnahme dann hinter sich gebracht hat, dann mangelt es sehr oft an der Nachbetreuung.“
Betreuung im vertrauten Umfeld
Es gibt aber auch Erfolgsbeispiele. Die Volksanwaltschaft hebt etwa die Eröffnung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin an der Klinik Floridsdorf (Wien) positiv hervor. Die Betreuung und Behandlung der Patientinnen und Patienten erfolgt dort ambulant und tagesklinisch. Mit dem vierten von insgesamt sechs geplanten Ambulatorien, die sich seit 2018 in Umsetzung befinden, schafft die Stadt Wien zusätzliche Plätze für bis zu 600 Patientinnen und Patienten pro Jahr. Damit soll sichergestellt werden, dass Kinder- und Jugendliche in Zukunft möglichst wohnortnahe und in ihrem vertrauten Umfeld betreut werden können.
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