Ringvorlesung 2017: Erfolgreiche Ansätze gegen Gewalt an Frauen

13. Dezember 2017

Ringvorlesung 2017: Erfolgreiche Ansätze gegen Gewalt an Frauen

Eine anregende Podiumsdiskussion in der Volksanwaltschaft zum Thema „Eine von fünf: Gemeinsam Lücken im Opferschutz schließen und Defizite beseitigen“ bildete den Abschluss der diesjährigen Ringvorlesung „Eine von Fünf“ zum Thema Gewalt an Frauen.

Volksanwältin Gertrude Brinek freute sich über die gelungene Veranstaltung: „Der Fokus auf Gewalt an Frauen wurde gelegt, weil noch so vieles im Dunkeln ist, weil Gewalt immer noch ganz stark Tabu behaftet ist, weil Gewalt auch etwas ist, das gesellschaftlich wenig prominent ist. Es mangelt insbesondere nach wie vor an Bewältigungsstrategien. Ich war sehr überrascht, dass das Thema derart gut aufgenommen wurde. An der Ringvorlesung haben (über 100) 135 Studierende teilgenommen. Viele Vortragende an der Universität würden sich in einem Wahlfach so einen Zulauf wünschen.“ Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser: „Mit der Fallvignette ist uns heuer noch eine große Steigerung gelungen. Anhand der Geschichte von Frau Müller konnten wir einen gewaltfreien Weg aufzeigen. Das ist sehr gut geglückt. Ich würde mir wünschen, dass diese Ringvorlesung verpflichtend in alle Studienrichtungen implementiert werden soll – und nicht nur in Wien sondern an allen Universitäten Österreichs”. Die Referentinnen und Referenten haben sich während der Lehrveranstaltung aus unterschiedlichen Perspektiven intensiv mit dem Schicksal der Familie Müller befasst. „Für den großen Arbeitsaufwand und das einzigartige Engagement möchte ich mich recht herzlich bedanken“, schloss die Lehrveranstaltungsleiterin Prof. Andrea Berzlanovich.

Impressionen der Studierenden

Fünf Studentinnen - Olimpia Brichese, Desislava Manolova, Hannah Meringer, Estelle Schade, Bianca Zapp - aus den verschiedensten Studienrichtungen schilderten ihre persönlichen Eindrücke von der Ringvorlesung und teilten ihre Begeisterung über die Vortragenden und den interdisziplinären Ansatz. „Die Inhalte und Vortragenden waren wirklich ausgezeichnet. Wir werden die Ringvorlesung auf jeden Fall weiterempfehlen und im nächsten Jahr wieder besuchen“ lautete der einhellige Tenor.

Podiumsdiskussion zum Opferschutz

Peter Goldgruber (Polizei), Georg Kathrein (BMJ), Verena Murschetz (Uni Innsbruck) und Rosa Logar (Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie) reflektierten in der Volksanwaltschaft, welche weiteren Schritte gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden können. Durch die Veranstaltung führte Sonja Kato-Mailath-Pokorny. Vom Betretungsverbot über die Aus- und Weiterbildung von Richterinnen und Richtern bis hin zum Besuchsrecht gewalttätiger Väter setzten sich die Diskutanten kontrovers mit einer breiten Palette an Verbesserungsvorschlägen auseinander. Neben dem Opferschutz, insbesondere der Kinder, wurde auch die nach wie vor mangelhafte Täterarbeit diskutiert. Besorgniserregend empfanden viele, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern derzeit weltweit wieder in Frage gestellt wird. Hier gibt es eindeutig einen Rückschritt, was die Menschenrechte von Frauen betrifft. Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit sich mit den Expertinnen und Experten auszutauschen. Obwohl einzelne Punkte inhaltlich kritisch diskutiert wurden, bestand doch Konsens gemeinsam Gewaltschutz weiterbringen zu wollen.

Fazit

Auch wenn bezüglich der Rechte von Frauen noch viel zu tun bleibt, bildete die Podiumsdiskussion einen rundum gelungenen Abschluss der Ringvorlesung 2017: Die Veranstalterinnen – die Volksanwaltschaft, die MedUni Wien sowie der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser – als auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmern freuen sich auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr.

 Hintergrund der Lehrveranstaltung

Im Rahmen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ veranstalten die Volksanwaltschaft, die Medizinische Universität Wien und der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) alljährlich die Ringvorlesung „Eine von Fünf“, die sich mit dem Thema Gewalt an Frauen eingehend auseinandersetzt. Unter dem Titel „Schrittweise – Wege aus der Gewalt“ wurden heuer an insgesamt sieben Vorlesungstagen beispielhaft die einzelnen Schritte einer betroffenen Ehefrau und Mutter von zwei Kindern auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben durch insgesamt 23 Vortragende verschiedener Berufsgruppen erörtert.

Aktuelle Publikation der Vortragenden

Darüber hinaus ermöglicht der soeben erschienene Sammelband „EINE VON FÜNF. Gewaltschutz für Frauen in allen Lebenslagen.“ möglichst vielen Interessierten einen guten Überblick über die einzelnen Themenbereiche betreffend Gewalt an Frauen. Er enthält die Redebeiträge aller Vortragenden der Ringvorlesung 2016. Zu den Autoren der Publikation zählen namhafte Expertinnen und Experten aus Ministerien, Universitäten, NGOs, Vereinen, der Volksanwaltschaft und aus der alltäglichen Praxis.