Versorgung von UMF: Situation in Traiskirchen unerträglich

5. August 2015

Letztere Befürchtung äußerte Rechtsanwalt Franjo Schruiff, der als Kommissionsleiter der Volksanwaltschaft das Lager am 15. Juli inspiziert hat. Weil die Länder nun die Flüchtlinge direkt übernehmen, könnte es passieren, dass die in Traiskirchen verbleibenden Menschen dort "gefangen" bleiben könnten, meinte er.

Schruiff zeichnete gemeinsam mit Kräuter und dem Arzt Siroos Mirzaei ein schauerliches Bild der Lage im Lager. Man habe Mitte Juli 3.828 Menschen im Lager vorgefunden (zuletzt waren es sogar rund 4.500), davon 1.588 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Von diesen hatte die Hälfte kein Bett.

Mängel gab es bei der Hygiene und der medizinischen Nachsorge. So habe man einen jungen nierenoperierten Mann mit aus seinem Körper heraushängendem Schlauch vorgefunden, dem erst nach Intervention des achtköpfigen Teams der Volksanwaltschaft geholfen wurde. Die Hürde sei hier die Anmeldung zur Behandlung: Wer nicht Deutsch oder Englisch könne, schaffe es nicht zu dem durchaus engagierten und vielsprachigen medizinischen Team, so Mirzaei. Kritik übte er auch an den großen Ressourcen, die in Untersuchungen zur Altersfeststellung gesteckt würden.

Unbegleitete Kinder und Jugendliche "sind immer die Letzten", so Schruiff. Aufgrund des Überbelags herrsche dringender Handlungsbedarf. Bei Kommissionsbesuchen in anderen Einrichtungen suche man nach einzelnen Menschenrechtsverletzungen. In Traiskichen stelle sich aber die Frage: "Welche Menschenrechte wurden nicht verletzt?"

Anahita Tasharofi, Gründerin des Vereins "Flucht nach Vorn", berichtete von der Verzweiflung der traumatisierten Jugendlichen. Immer wieder gebe es Selbstmordversuche und Selbstverletzungen. Tagsüber hätten sie nichts anderes zu tun, als über den Horror ihrer Flucht nachzudenken. Nachts müssen sie im Freien schlafen, ergänzte Schruiff. "Da fressen sie die Gelsen."

Kräuter erneuerte die Forderung nach Gleichbehandlung mit österreichischen Jugendlichen und Obsorge durch die Länder. Es brauche einen Aktionsplan, und es müsse eine kinder- und jugendgerechte Unterbringung, die prioritäre Behandlung ihrer Asylverfahren, sowie Therapie, Bildung und Deutschkurse, schulische Betreuung und Freizeitgestaltung sichergestellt werden.

Kräuter begrüßte auch die Besichtigung durch Amnesty International am Donnerstag. "Jeder Beitrag, um diesen Zustand zu beenden, ist sehr sehr wichtig", sagte er. "Traiskirchen kann in dieser Form einfach nicht fortgeführt werden."