UNHCR präsentiert Asyl-Studie in der Volksanwaltschaft

17. Juni 2011

Große Wissenslücken und viele Vorurteile hat die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung, wenn es um das Thema Asyl geht, so das Ergebnis einer Studie, die das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR von Karmasin Motivforschung durchführen ließ, und die am 14. Juni 2011 im Rahmen einer Veranstaltung in der Volksanwaltschaft vorgestellt wurde.

 Auffallendes Ergebnis war, so der Leiter der Rechtsabteilung des UNHCR-Büros in Österreich, Christoph Pinter, dass Menschen, die bereits in Kontakt mit Asylsuchenden sind oder waren, viel aufgeschlossener gegenüber dieser Personengruppe sind und eine weitaus positivere Einstellung zum Thema Asyl haben. Ein grundlegendes Wissensdefizit wird bei der Frage nach dem Unterschied zwischen Asylsuchenden, Flüchtlingen und MigrantInnen sichtbar. Nur jeder zweite Befragte glaubt, dass Asylsuchende aufgrund von Verfolgung nach Österreich kommen.

Viele Vorurteile sind vorhanden, so werden Asylsuchende im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen für gewaltbereiter und krimineller gehalten (59%) sowie als Belastung für das Sozialsystem gesehen (69%). 

 Volksanwältin Terezija Stoisits betonte in ihrem Statement, dass die lange Dauer der Asylverfahren ein wichtiger Teil des Problems ist. Die Bevölkerung hat den Eindruck, dass viele Menschen in Österreich versorgt werden, nichts zu tun haben und den Staat ausnutzen. Die so entstandenen negativen Gefühle wenden sich jedoch nicht gegen die Politik, sondern leider eben gegen die Asylsuchenden. Auch unterstrich sie, dass die wenigsten Menschen zwischen den verschiedenen Begriffen und Sachverhalten (Flüchtling, AsylwerberIn, MigrantIn) unterscheiden können.

 Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, sprach in seinem Statement von einem Versagen der Eliten in Österreich, das diesen negativen Diskurs über das Thema Zuwanderung ermöglicht hat. Er wies darauf hin, dass es in Österreich, im Gegensatz zu anderen Ländern, keinen positiven Umgang mit dem Thema „Asyl als Menschenrecht“ gibt. Auf rechtlicher Ebene kommt eine Verschärfung nach der Anderen, die Politik lässt sich bei diesem Thema von einer Partei dominieren. Die Trennung der Themen Asyl und Migration sah er als Schlüssel zu einem differenzierteren Umgang mit dem Thema.

 Alexander Janda, Geschäftsführer des Österreichischen Integrationsfonds, wies in seinem Statement darauf hin, dass Österreich in der Vergangenheit tolle Leistungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen erbracht hat, zum Beispiel nach der Ungarnkrise. Er wies jedoch auf eine fehlende Differenzierung im öffentlichen Diskurs bei dem Thema Zuwanderung hin und sprach von „Desinformation“. Die Unterscheidung zwischen dem Recht auf Asyl und Zuwanderung als Möglichkeit nannte auch er als entscheidend. Darüber betonte er, dass die Politik 20 bis 30 Jahre nichts für das Thema Integration getan hat und diese Aufgabe nun von allen Parteien wahrgenommen werden müsste.

 Zusammenfassend wurde festgehalten, dass der humanitäre Gedanke im Zusammenhang mit dem Thema Asyl in der öffentlichen Debatte anscheinend verloren gegangen ist. Es bedarf eines „Aktionsplanes Asyl“, in dessen Rahmen das Thema besser transportiert werden könnte. Einzelne Medienkampagnen sind wünschenswert und notwendig, jedoch bedarf es einer Institutionalisierung dieses Themas in der Bildung generell und auch in der Ausbildung von beispielsweise Beamten oder Lehrern, um das Thema Asyl von seinem negativen Image zu lösen.