Brinek: Kindesentführungen in das Ausland nehmen zu
Die Volksanwaltschaft weist bereits seit Jahren immer wieder auf das zunehmende Problem von Kindesentziehungen in das Ausland hin. Leider hat sich diese Wahrnehmung im vergangenen Jahr weiter verfestigt. So setzen sich Elternteile, nicht selten während eines anhängigen Obsorgeverfahrens, mit dem Kind ins Ausland ab. In diesen Fällen kommen internationale Abkommen wie das Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung zur Anwendung.
Auch eine entsprechende EU Verordnung existiert, die in diesen oftmals rechtlich sehr komplexen und emotional stark belastenden Fällen zum Tragen kommt. Die Gerichte im Entführungsstaat entscheiden, in welchem Land sich das betroffene Kind dauerhaft aufhalten, wo es also weiter aufwachsen soll.
Als zentrale Anlaufstelle in diesen Fällen dient das Justizministerium. Dessen statistische Daten zeigen, dass die Zahl der Kindesentziehungen in das Ausland deutlich erkennbar gestiegen ist. 2009 brachten Mütter oder Väter in 27 Fällen einen Antrag auf Rückführung der Kinder aus dem Ausland nach Österreich ein, 2010 wandten sich bereits 34 Elternteile an die Behörden. Es finden jedoch auch Kindesentziehungen nach Österreich statt, auch diese stiegen im vergangenen Jahr. Gab es 2009 insgesamt 19 solcher Fälle, waren es 2010 schon 25.
Trotz der zumeist längeren Verfahrensdauer bei Rückführungen kommt es in manchen Fällen doch noch zu einem glücklichen Ende. So wandte sich Frau N.N. über die Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft mit der Bitte um Hilfe an die Volksanwaltschaft. Der Vater ihrer gemeinsamen Tochter, der auch strafrechtlich verfolgt wurde, hatte im März 2009 mit der damals 5-Jährigen Österreich verlassen und war nicht mehr auffindbar. Nachdem der Aufenthalt des Kindesvaters im Frühjahr 2010 in Brasilien festgestellt worden war, schaltete die Kindesmutter erfolgreich das Landeskriminalamt Innsbruck, die Staatsanwaltschaft und das Justizministerium ein. Sie konnte ihr Kind in Brasilien abholen. Der Kindesvater wurde nach Österreich ausgeliefert.
