Inklusion im Rampenlicht: Österreichische Inklusionspreise 2023 verliehen
"Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben haben wie alle anderen Menschen auch“, so Volksanwalt Bernhard Achitz anlässlich der Verleihung des Österreichischen Inklusionspreises am 28. November: „Bis dahin ist politisch noch einiges zu tun. Inzwischen machen engagierte Menschen mit kreativen Ansätzen die Welt ein Stück besser – das zeigt der Inklusionspreis der Lebenshilfe Jahr für Jahr auf.“ Achitz war Mitglied der Jury und hat das Kärntner Gewinner-Projekt der autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH vorgestellt, das barrierefreie Infos zu politischen Wahlen erstellt.
Am 28. November hat die Lebenshilfe Österreich die Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet. Moderatorin Miriam Labus führte durch den Abend. Die Jury-Mitglieder stellten die zehn Gewinnerprojekte vor, die sich gegen die über 90 eingereichten Projekte durchgesetzt haben, und übergaben die Preise. „Bei der gestrigen Inklusionspreis-Gala wurden herausragende Projekte mit dem Österreichischen Inklusionspreis prämiert. Sie sind Vorbilder und Inspiration für ein besseres und inklusiveres Miteinander in Österreich“, so der neue Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich, Philippe Narval. „Wir verzeichneten in diesem Jahr einen neuen Rekord bei den Einreichungen. Das zeigt, dass viele Menschen nicht nur über Inklusion sprechen, sondern auch Taten setzen. Ich bedanke mich bei allen Initiativen, die so wertvolle Schritte hin zu einer inklusiveren Gesellschaft setzen“, so Narval abschließend.
So kann Inklusion gelingen
Jedes einzelne der zehn ausgezeichneten Projekte trägt dazu bei, unsere Gesellschaft im Kleinen wie im Großen ein Stück inklusiver zu machen. Sie zeigen, wie Inklusion in Österreich gelingen kann und sind Vorbilder für Menschen, Organisationen, Unternehmen aber auch die Politik. Auf der Inklusionslandkarte der Lebenshilfe Österreich sind alle Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Österreichischen Inklusionspreises sowie der vergangenen Jahre vermerkt: www.inklusionslandkarte.at
Die Gewinnerinnen und Gewinner
Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis der Österreichischen Lotterien ging an das Projekt „Vereinsaufbau: FmB - Interessenvertretung Frauen* mit Behinderungen". Mit dem Förderpreis wurde ein Projekt ausgezeichnet, das es so in Österreich noch nicht gibt: eine unabhängige Interessenvertretung von Mädchen und Frauen mit Behinderungen. Seit mehreren Jahren arbeiten drei Frauen daran, in Österreich Bewusstsein für Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen und deren Auswirkungen zu schaffen. Es gibt keinen Safe Space, also sicheren Ort, an den sich Frauen mit Behinderungen wenden können. Ziel des Projekts ist, bundesweit ein Netzwerk bzw. einen Ort zu schaffen, an das sich Frauen mit Behinderungen wenden können und an dem sie sich sicher fühlen.
Wien: Das Gewinnerprojekt aus Wien mit dem Titel „Inklusion im Kerngeschäft“ stammt von der AfB GmbH (Abkürzung für: Arbeit für Menschen mit Behinderungen), einem gemeinnützigen IT-Unternehmen mit über 650 Mitarbeiter*innen in fünf europäischen Ländern – die Hälfte davon sind Menschen mit Behinderungen. Das Unternehmen schafft durch die Wiederaufbereitung und den Verkauf gebrauchter IT- und Mobilgeräte wertvolle Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderungen.
Oberösterreich: Mission PITANamondo ist der Name des Gewinnerprojekts aus Oberösterreich. Die Linzerin Barbara Füreder-Kitzmüller arbeitet schon seit Jahren an ihrem Projekt, die Abenteuer von Gwendolyn Glühwürmchen in verschiedenen barrierefreien Versionen anzubieten. In Zusammenarbeit mit zertifizierten Stellen entstehen deshalb nicht nur barrierefrei zugängliche Lese- und Hörbücher, sondern auch Gebärdenvideos, Bücher in einfacher Sprache und Bücher in Braille. Kinder mit Behinderungen, Kinder mit Migrations-Hintergrund, Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche, aber auch hochbegabte Kinder – sie alle sollen auf für sie passende Versionen der Geschichten zugreifen können und gemeinsam Spaß daran haben.
Niederösterreich: Das Projekt „Gesellschaftsspiele für blinde Menschen“ der Geschick Fabrik hat den Österreichischen Inklusionspreis für Niederösterreich gewonnen. Auf die Idee, Brettspiele so zu gestalten und umzubauen, dass auch blinde Menschen damit spielen können, hat den Gewinner des niederösterreichischen Projekts, Christian Freihammer, eigentlich sein blinder Neffe bzw. dessen Mutter gebracht. Als erstes Spiel wurde das beliebte Brettspiel „Mensch ärgere dich nicht“ durch Vertiefungen im Spielfeld und unterschiedlich geformte Spielfiguren, die leicht ertastet werden können, umgebaut. Es ist geplant, weitere Spiele umzubauen bzw. auch eigene Spiele für blinde Menschen zu entwickeln.
Salzburg: Auch das Projekt „Lateang – Work together“ aus Salzburg hat einen wertvollen Beitrag zur Inklusion geleistet hat. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Fachsozialbetreuer hat Harald Pagitsch seine inklusive Idee umgesetzt. Bewohner eines Seniorenheims des Hilfswerks stellen gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen der Lebenshilfe Tamsweg Holzlaternen für die beiden Einrichtungen her. Zusammen wird seitdem in der Tischlereiwerkstatt der Lebenshilfe Tamsweg gehobelt, Holz geschnitten, geschliffen, lackiert, aber auch gelacht und diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben sich untereinander wertvolle Tipps und unterstützten sich mit individuellen Fertigkeiten gegenseitig.
Kärnten: Das Gewinner-Projekt aus Kärnten wurde von der autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH eingereicht. Dieses Projekt lässt alle Menschen mit und ohne Behinderungen am politischen Leben teilhaben. Auch bei vielen Menschen mit Behinderungen ist Interesse an politischen Themen vorhanden, und sie wollen mitbestimmen. Seit 2018 stellt autArk deshalb zu jeder Wahl barrierefreie und leicht verständliche Informationen in Form von Wahlbroschüren in einfacher Sprache zur Verfügung.
Steiermark: Beim Gewinner-Projekt „SAID – Schul-Assistenz-Inklusiv und Digital“ aus der Steiermark werden Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten zu digitalen Expertinnen und Experten. Damit wird Inklusion in der Schule auf einer neuen Ebene im Alltag gelebt. Bei diesem Projekt werden Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten zu Digital Coaches (DigiCoaches) ausgebildet. Diese DigiCoaches wiederum unterstützen Volksschülerinnen, Volksschüler, Lehrerinnen und Lehrer dabei, spielerisch die im Lehrplan festgelegten digitalen Fähigkeiten zu erlernen. Das ändert das Rollenbild. Es gibt mehr Verständnis und weniger Vorurteile und zeigt, dass alle Menschen von- und miteinander lernen können.
Tirol: Das inklusive Wohnprojekt TAFIE hat für Tirol gewonnen. TAFIE ist eine seit 1993 bestehende Elternorganisation und steht für Tiroler Arbeitskreis für integrative Entwicklung. Je zwei Menschen mit und ohne Autismus wohnen gemeinsam in einer Wohngemeinschaft und lernen voneinander. Das Projekt soll Menschen mit Autismus helfen, ein WG-Leben mit Menschen ohne Autismus zu erleben. Umgekehrt erfahren die WG-Bewohner*innen ohne Autismus, was Menschen mit Autismus brauchen. Das Projekt soll Menschen mit Autismus helfen, mehr Inklusion zu erfahren und das gegenseitige voneinander lernen fördern.
Vorarlberg: Das Gewinnerprojekt aus Vorarlberg ist die IBB-Ausbildung, eine integrative Berufsausbildung zur Fach-Sozialhelferin/zum Fach-Sozialhelfer für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Beim Projekt an der Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe in Götzis haben Menschen mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, einen sozialen Beruf gemeinsam mit anderen Studierenden zu erlernen. Menschen mit Lernschwierigkeiten bekommen dadurch mehr Anerkennung von der Gesellschaft. Um gemeinsames Lernen zu ermöglichen, wurden die Lernunterlagen in einfacherer Sprache geschrieben, und der Unterricht wurde angepasst. Jetzt lernen Studierende mit und ohne Lernschwierigkeiten von- und miteinander.
Burgenland: Ein inklusives Kochbuch hat den Österreichischen Inklusionspreis für das Burgenland gewonnen. Dieses inklusive Kochbuch ermöglicht es Menschen mit Behinderungen zu kochen und zu backen. Dank unterstützter Kommunikation wie Symbolkarten, auf denen die Zutaten gezeigt werden und die Zubereitung der Speisen einfach erklärt wird, können Menschen mit Behinderungen traditionelle burgenländische Rezepte backen und kochen.
Weitere Informationen zum Österreichischen Inklusionspreis unter www.inklusionspreis.at