„Zweiklassen-Medizin“ längst Realität?
Wer in Österreich einen kurzfristigen MRT- oder CT-Termin benötigt, muss immer öfter in die eigene Tasche greifen. Patientinnen und Patienten sehen sich für Untersuchungen, die von den Krankenkassen getragen werden, mit langen Wartezeiten konfrontiert.
Zwei Fälle veranschaulichen das gegenständliche Problem:
Nach einer Krebserkrankung und neuerlich aufgetretenen Beschwerden benötigte eine Wienerin einen dringenden MRT-Termin. Die Ambulatorien, die Vertragspartner der WGKK sind, stellten einen Termin in sechs bis acht Wochen in Aussicht. Aufgrund der Dringlichkeit entschloss sie sich, die Untersuchung, die rund 200 Euro kostet, in einem privaten Institut durchführen zu lassen. Innerhalb von sechs Tagen erhielt sie einen Termin. Die WGKK lehnte eine Rückerstattung der Kosten ab, da die Kosten nur im Falle der Untersuchung bei einem der Vertragspartner oder in einem eigenen Ambulatorien übernommen werden.
Im zweiten Fall wurden im Zuge einer Untersuchung bei einer Krankenschwester Herzrhythmusstörungen festgestellt. Laut dem Facharzt war eine MRT-Untersuchung nötig, den nächsten freien Termin bekam sie jedoch erst in einigen Wochen. Einen früheren Termin gäbe es aber nur bei privater Kostenübernahme, lautete die Auskunft.
Im Studio diskutiert Volksanwalt Günther Kräuter mit dem Sektionschef des Gesundheitsministeriums, Dr. Gerhard Aigner, dem Direktor der WGKK, Mag. Andreas Obermaier, dem Präsidenten des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich, Dr. Lucas Prayer, und Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger.
Ursächlich für die langen Wartezeiten ist insbesondere eine zwischen dem Hauptverband und der Wirtschaftskammer abgeschlossene Honorarvereinbarung, die eine Deckelung der Honorarsumme vorsieht. Das führt teilweise dazu, dass die Institute nur eine limitierte Anzahl an Untersuchungen der sozialversicherten Patientinnen und Patienten durchführen und Freikapazitäten gegen private Bezahlung zur Verfügung stehen.
Dass Privilegierte oder Personen gegen Barzahlung schneller zu ihrer Untersuchung kommen, bezeichnet Volksanwalt Kräuter als „krassen Systemfehler“.
Die Volksanwaltschaft wird über den Sommer mit den Gesundheitssprecherinnen und -sprechern aller Parlamentsparteien unter Einbindung des Gesundheitsministeriums, des Hauptverbandes, der Ärzte- und Wirtschaftskammer sowie der Patientenanwaltschaften an Lösungskonzepten arbeiten.
-
Auf der ORF TVthek können Sie jeweils eine Woche lang die aktuelle Sendung des Bürgeranwalts online sehen