Steirer musste fünf Stunden warten, bis er nach der Dialyse nachhause geführt wurde
Horst G. ist schwer krank, auf den Rollstuhl angewiesen und muss drei Mal pro Woche zur Dialyse. Längeres Sitzen bereitet ihm große Schmerzen. Die Fahrten zum Spital und die vier Stunden lange Dialyse sind für ihn an sich schon eine Qual. Aber wegen Überlastung des Roten Kreuzes in der Steiermark muss er danach manchmal bis zu fünf Stunden warten, bis er wieder nachhause geführt wird. „Die Steiermark muss das System der Krankentransporte neu aufstellen, damit es nicht mehr zu solchen Wartezeiten kommt“, fordert Volksanwalt Bernhard Achitz.
„Bei den Krankentransporten hapert’s gewaltig“, sagt Eva G. über die Probleme ihres Ehemannes: „Es ist die Ausnahme, dass er pünktlich abgeholt wird, immer wieder muss er stundenlang warten. Es ist schrecklich.“ Sie habe schon oft bei der Leitstelle angerufen, „aber oft heben die gar nicht mehr ab.“ Immer wieder würde es auch vorkommen, dass die Fahrzeuge nicht mit der notwendigen Ausrüstung, etwa Tragesessel, ausgestattet sind.
„Wie bemühen uns, immer so schnell wie möglich ein Fahrzeug zu schicken, aber das ist aufgrund von Notfällen leider nicht immer möglich“, heißt es dazu vom Roten Kreuz in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ am 15. Jänner. Für Notfälle hat auch Eva G. Verständnis – nicht aber dafür, dass manchmal Rettungsautos leer wegfahren würden, ohne ihren Mann mitzunehmen. „Kein Auftrag“, sei als Begründung angegeben worden.
Viele Zuständige: Land, Gemeinden, ÖGK, Rotes Kreuz
Prinzipiell haben in Österreich Krankenversicherte, für die öffentlichen Verkehrsmittel nicht zumutbar sind, Anspruch auf Krankentransport. Die Fahrten werden manchmal von Taxiunternehmen, meist aber von Rettungsdiensten wie dem Roten Kreuz oder dem Samariterbund durchgeführt. Die Krankenkasse, in diesem Fall die Österreichische Gesundheitskasse ÖGK, bezahlt – aber nur die konkreten Transportfahrten. Für die Finanzierung der Rettungsdienste sind Länder und Gemeinden zuständig.
Mit deren Geld kommen die Rettungsdienste schwer aus, denn während der Corona-Pandemie stieg die Auslastung, aber es standen weniger Freiwillige und weniger Zivildiener zur Verfügung. Deshalb würde man mehr Angestellte brauchen, heißt es vom Roten Kreuz.
Wenn Freiwillige weniger werden, braucht es mehr Geld für Angestellte
Das sieht auch Volksanwalt Achitz so: „Wenn die Freiwilligen wegfallen, muss mehr Personal finanziert werden. Da muss das Land die Finanzierung erhöhen, aber auch die ÖGK könnte mehr für die einzelnen Fahrten bezahlen.“ Aber auch das Rote Kreuz entlässt er nicht aus der Verantwortung: „Die Organisationen müssen die Logistik verbessern, um Wartezeiten bei Fahrten zu lang geplanten Therapien und regelmäßigen Terminen zu minimieren.“
Das Land, so Achitz, müsse doppelt daran interessiert sein, dass alle Fahrten pünktlich durchgeführt werden, denn sonst komme es zu Verschiebungen und schlechter Auslastung von Gesundheitspersonal und teuren medizinischen Geräten.
Steiermark: Verbesserungsbedarf wird analysiert
Aus dem Büro von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß hieß es gegenüber der Bürgeranwalt-Redaktion, eine Analyse solle nun Verbesserungsbedarf bei den Krankentransporten aufzeigen. Für Volksanwalt Achitz ein „richtiger, überfälliger Schritt. Alle Beteiligten müssen sich rasch zusammensetzen. Die Steiermark muss das System der Krankentransporte neu aufstellen, damit es nicht mehr zu solchen Wartezeiten kommt.“
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