Volksanwaltschaft fordert einheitliches Vorgehen bei seltenen Krankheiten

23. Oktober 2021

Die Volksanwaltschaft fordert die Krankenkassen zu einer einheitlichen Regelung für Menschen mit seltenen Krankheiten auf. Patientinnen und Patienten mit seltenen Stoffwechselerkrankungen müssen Woche für Woche ins Spital, obwohl die Behandlung auch zuhause stattfinden könnte. "Ob das ermöglicht wird, ist aber davon abhängig, bei welcher Krankenkasse die Betroffenen versichert sind – oder sogar vom Bundesland, obwohl sie in der mittlerweile fusionierten ÖGK versichert sind", kritisiert Volksanwalt Bernhard Achitz.

Einen aktuellen Fall zeigte Achitz in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ auf: Fritz K. ist 19 Jahre alt und hat Morbus Hunter (MPS). Er erhält seit seinem fünften Lebensjahr eine Enzymersatztherapie. Die Therapie ist lebensnotwendig und wird einmal wöchentlich in Form einer mehrstündigen Infusion im Krankenhaus Mödling durchgeführt. „Der Zeitaufwand für die Familie, die in Wien lebt, ist enorm“, sagt Achitz.

Freie Wahl für Patientinnen und Patienten, egal in welchem Bundesland sie ÖGK-versichert sind!

Dabei könnte die Therapie auch zuhause durchgeführt werden, was auch die behandelnden Ärzte empfehlen. Fritz‘ Mutter bemüht sich schon lange um die Bewilligung einer Heimtherapie – aber die damals zuständige WGKK lehnte entsprechende Anträge wiederholt ab. Andere Krankenkassen hatten hingegen mit den Ländern vereinbart, dass eine solche Behandlung auch zuhause möglich ist. Frau K. beantragte daher bei der neuen ÖGK erneut eine Heimtherapie für Fritz – die Ablehnung folgte Anfang August.

Achitz fordert von der ÖGK, die Heimbehandlung in ganz Österreich zu ermöglichen: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass die ÖGK nach der Fusion die Patientinnen und Patienten in den einzelnen Bundesländern nach wie vor unterschiedlich behandelt. Und auch die anderen Sozialversicherungsträger sollten einheitlich vorgehen. Die Patientinnen und Patienten müssen freie Wahl haben, wenn die behandelnden Ärztinnen bzw. Ärzte keine Einwände gegen eine Heimtherapie haben."

Kranke Menschen leiden, weil Finanzierungsströme des Gesundheitssystems kompliziert sind

Dass die ÖGK nun sagt, man wäre gerade dabei, Rahmenbedingungen für eine Heimtherapie zu schaffen, ist Achitz zu wenig: "Familie K. braucht die Heimtherapie sofort. Wer zahlt, sollen sich die beteiligten Kassen und Länder im Hintergrund ausmachen. Hier müssen kranke Menschen zusätzlich leiden, weil die Finanzierungsströme des österreichischen Gesundheitssystems kompliziert sind", erklärt der Volksanwalt. "Die Betroffenen und ihre Familien sind durch die Krankheit ohnehin schwer belastet. Es sollte daher jede medizinisch vertretbare Möglichkeit ergriffen werden, um ihnen den Alltag zu erleichtern." 

SERVICE: Die Volksanwaltschaft ist unter post@volksanwaltschaft.gv.at sowie unter der kostenlosen Servicenummer 0800 223 223 erreichbar.