Volksanwalt Achitz fordert mehr Long-Covid-Ambulanzen: Ausbau statt Rückbau!

15. Jänner 2024

Wenn junge, aktive Menschen auf einmal das Haus nicht mehr verlassen können, in verdunkelten Zimmern liegen müssen, wenn ihnen sogar das Sprechen zu anstrengend ist, dann ist das ein gravierender Einschnitt und ein enormer Verlust an Lebensqualität. In Österreich schätzt man, dass etwa 26.000 bis 80.000 Menschen an ME/CFS leiden, viele in Folge einer Covid-Infektion. Obwohl die Zahl der Erkrankten wohl weiter steigen wird, wurden viele Long-Covid-Ambulanzen, in denen spezialisiertes medizinisches Personal für derartige Fälle zur Verfügung stand, nach und nach geschlossen. Eigene medizinische Anlaufstellen für ME/CFS gibt es nicht. „Kein Krankenhaus in Österreich hat die Kompetenz, mit der Krankheit umzugehen. Doch falsche Behandlung führt zu Verschlechterungen statt zu Verbesserungen des Gesundheitszustands“, kritisierte Sabine Hermisson, Mutter einer Betroffenen, in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ am 13. Jänner. „Die Long-Covid-Ambulanzen müssen ausgebaut werden. In ganz Österreich gilt es, eine Versorgungsstruktur für Long Covid und ME/CFS zu schaffen“, fordert Volksanwalt Bernhard Achitz.

Versorgung muss berücksichtigen, dass ME/CFS-Erkrankte nicht mobil sind

Bei der Volksanwaltschaft haben sich zahlreiche Menschen beschwert, die an einer postviralen Erkrankung leiden und keine entsprechende medizinische Versorgung zur Bekämpfung und Linderung ihrer Krankheit erhalten. Die betroffenen berichten von fehlendem Fachwissen bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Achitz: „Die Patientinnen und Patienten brauchen ein spezialisiertes Angebot, das auch auf ihre eingeschränkte Mobilität Rücksicht nimmt, etwa durch Hausbesuche oder Telemedizin.“ Bei der Volksanwaltschaft haben sich Erkrankte auch beschwert, dass sie von öffentlichen Stellen zu Begutachtungsuntersuchungen vorgeladen wurden. Die weite Anfahrt hätte aber zu Verschlechterungen geführt.

Amtswegiges Prüfverfahren der Volksanwaltschaft zeigt Ambulanz-Schließungen auf

Die Volksanwaltschaft hat ein amtswegiges Prüfungsverfahren eingeleitet und bei den Ländern, der ÖGK und beim Gesundheitsministerium nachgefragt. Die bislang vorliegenden Antworten zeigen große regionale Unterschiede. „Leider geht aus einigen Antworten hervor, dass kein Ausbau von Long-Covid-Ambulanzen geplant ist. Hier gilt es, rasch umzudenken, denn sonst geht wertvolle Zeit verloren, und die Krankheit wird bei den Betroffenen immer chronischer. Die Devise muss lauten: Ausbau statt Rückbau!“

Gesundheitsminister Johannes Rauch hat ein nationales Referenzzentrum für postvirale Erkrankungen als zentrale Plattform für die Wissensvermittlung und als Schnittstelle für den Austausch zwischen Forschung und Praxis angekündigt. „Das ist langfristig sicher sinnvoll in Hinblick auf die Erforschung und Entwicklung funktionierender Therapien, aber kurzfristig brauchen die betroffenen Menschen ein enges Netz an kompetenten, spezialisierten Ambulanzen. Ihr Leidensdruck ist enorm!“, so Volksanwalt Achitz.

SERVICE: Die Volksanwaltschaft ist unter post@volksanwaltschaft.gv.at sowie unter der kostenlosen Servicenummer 0800 223 223 erreichbar.