Demotivierender Mathematikunterricht an Wiener HTL

28. August 2023

An einer Wiener HTL hatten mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler in Mathematik drei Schulsemester hindurch bei sieben Schularbeiten nacheinander ein „Nicht Genügend“, sodass jede Schularbeit wiederholt werden musste. Hatten sich gegen Ende des ersten Schuljahres noch die meisten ihre Note ausbessern können, so schlossen auch im dritten Semester rund 60 Prozent das Fach zu Semesterende negativ ab; ebenso wie mehr als die Hälfte aller die „Wintersemesterprüfung“, die nach den Semesterferien eigentlich zur Ausbesserung der Semesterzeugnisnote dienen sollte, negativ abschlossen.  

Darauf angesprochen, erwiderte die Mathematikprofessorin, dass ihr die Klassengröße im nächsten Schuljahr egal sei und es für sie bei einer kleineren Klassengröße angenehmer werde. Besorgte Eltern wandten sich schließlich in einem anonymen Schreiben an mehrere Adressaten, unter anderen auch an die Volksanwaltschaft. Für Volksanwalt Walter Rosenkranz ist der Fall ein Anlass, die Angelegenheit in einem amtswegigen Prüfverfahren zu untersuchen.

Die Anfrage an den Bildungsminister zeigte, dass die Schulaufsicht umgehend reagierte und Maßnahmen ergriff, um die Situation zu verbessern: So wurde zum einen die Mathematikprofessorin hinsichtlich ihres Umgangs vor allem mit Leistungsschwächeren sensibilisiert. In Klassen mit Gruppenteilungen führte die Schule im Unterrichtsfach Mathematik Teamteaching ein und sagte zu, dass bei Wiederholungsprüfungen im Herbst 2023 der Schulleiter, der ebenfalls Mathematiker ist, den Beisitz übernehmen werde. Außerdem fand eine Aussprache der Klasse mit der Professorin statt. Dabei wurde besprochen, dass die Schülerinnen und Schüler von Förderangeboten und Probeschularbeiten mehr Gebrauch machen wollten. Den Eltern signalisierte die Schulleitung, für Gespräche zur Verfügung zu stehen.

Volksanwalt Rosenkranz kritisierte Unterrichtsstil und inakzeptable Aussagen der Mathematikprofessorin, zeigte sich aber zufrieden über die rasche Reaktion der Schulleitung, die gegenüber der Lehrerin die Notwendigkeit eines sensiblen und wertschätzenden Umgangs betonte.