Briefe als zeithistorische Dokumente der Nazi-Widerstandskämpfer in der Steiermark

2. Juni 2022

Lesung in Volksanwaltschaft: „Wenn einmal die Saat aufgegangen, …“ so lautet der Titel des Buches von Heimo Halbrainer, aus dem Kammerschauspieler August Schmölzer in sehr berührender Art und Weise ausgewählte Text vorlas.

Volksanwalt Amon in seiner Eröffnungsrede: „Dieser heutige Leseabend mag etwas ver-steirert anmuten. Ein Steirer als Volksanwalt lädt zu einem Leseabend mit einem steirischen Kammerschauspieler, der aus dem Buch eines steirischen Historikers über steirische Widerstandskämpfer liest. Und das in einem Palais, das nach einem steirischen Adelsgeschlecht benannt ist. So ist dieses Thema allerdings, sind diese Briefe in trauriger Weise, kein regionales Ereignis. Sie stehen vielmehr exemplarisch als traumatisches Symbol, als Ausfluss eines Unrechtsstaates, einer menschenverachtenden, kriegslüsternen Diktatur und einer diesem System dienenden Justiz. Gerade deshalb gibt es viele Gründe, um sich an diesem Ort, also hier in der Volksanwaltschaft, mit diesem Thema auseinander zu setzen. Im Haus der Menschenrechte.“

Vor der Lesung im Festsaal der österreichischen Volksanwaltschaft, stellte der Historiker Heimo Halbrainer als Herausgeber das umfangreiche Werk vor, das neben den Briefen der zum Tode Verurteilten, den Widerstand und die Opposition in der Steiermark 1938-1945 im Überblick beschreibt. In dieser Zeit wurden in der Steiermark über 20.000 Menschen aus politischen Gründen von der Gestapo verhaftet. Tausende kamen in Konzentrationslager oder wurden vor ein nationalsozialistisches Gericht gestellt. Hunderte von ihnen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bevor sie hingerichtet wurden, durften sie noch letzte Briefe schreiben.

Historiker Heimo Halbrainer: „Was ich in vielen der Briefe der zum Tode Verurteilten gefunden habe, war deren Gewissheit, angesichts des Todes, dass dieses System, der Nationalsozialismus, untergehen werde und die Gerechtigkeit siegen wird.“