Best Practice: Dolmetschdienst per Video in der Ambulanz der Justizanstalt Josefstadt
Beobachtungen der Kommission
Nicht nur unmittelbar vor Gericht, auch im Alltagsleben einer Justizanstalt sind Insassinnen und Insassen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen bei der Verständigung mit dem Behördenpersonal auf eine verständliche und kompetente Übersetzungshilfe angewiesen. Dies ist besonders im medizinischen Bereich wichtig.
In der Krankenabteilung der Justizanstalt Josefstadt werden pro Jahr bis zu 30.000 Patientinnen und Patienten behandelt, ungefähr 20 bis 30 % davon sprechen kein Deutsch. Seit November 2014 steht für fremdsprachige Häftlinge in der Ambulanz ein per Video zugeschalteter Dolmetschdienst zur Verfügung, wenn es für das jeweilige Arzt-Patienten-Gespräch erforderlich ist.
In insgesamt 14 Sprachen können inhaftierte Patientinnen und Patienten dann über Knopfdruck per Videokonferenz binnen durchschnittlich zwei Minuten auf die Übersetzungshilfe zugreifen. So können sie ihre Anliegen und Beschwerden in ihrer Muttersprache mitteilen und sprachliche Barrieren überwinden. Der im Rahmen eines Pilotprojektes eingerichtete Videodolmetschdienst steht auch psychiatrischen Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Das System wird seither oft genutzt und bewirkte eine große Arbeitserleichterung aller in der Justizanstalt tätigen Ärztinnen und Ärzte. Gespräche der Besuchskommission der Volksanwaltschaft mit dem Justizpersonal ergaben, dass die Dolmetscherinnen und Dolmetscher rasch verfügbar sind und sich durch die Verbesserung der Kommunikation auch die Qualität der medizinischen Versorgung gesteigert hat.
Die Möglichkeit der Nutzung eines Videodolmetschdienstes besteht jedoch nur für Patientinnen und Patienten der Krankenambulanz, nicht aber bei ärztlichen Abteilungsvisiten auf der Station. Die Beamtinnen und Beamten ziehen in diesen Situationen zur adäquaten Verständigung Mitinsassinnen und Mitinsassen oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bei oder behelfen sich mit Wörterbüchern oder Online-Übersetzungsdiensten. Durch diese Maßnahmen kann keine erfolgreiche Kommunikation gewährleistet werden.
Die Volksanwaltschaft stellt fest
Die Volksanwaltschaft begrüßt die positiven Auswirkungen des neuen Videodolmetschdienstes in der Justizanstalt Josefstadt explizit, weist aber darauf hin, dass das System bisher nur in der Ambulanz der Krankenabteilung und nicht bei ärztlichen Abteilungsvisiten auf der Station zur Verfügung steht.