Skurril: AMS verweigert Umschulung zur Lkw-Fahrerin – und vergibt 100 Umschulungen zur Lkw-Fahrer*in
Im Mai hieß es: „Kein Bedarf am Arbeitsmarkt“, im Juli wird händeringend gesucht. Volksanwalt Achitz fordert mehr Voraussicht vom AMS
Nicole H. will auf Berufskraftfahrerin umsatteln, weil sie ihren Job im Gastronomiegewerbe verloren hat und auf Arbeitssuche ist. Aber das AMS sagt Nein und will ihr den Lkw-Führerschein nicht bezahlen. Knapp 2.000 Euro kostet die Berufskraftfahrer Ausbildung samt der erforderlichen Lenkerberechtigung.
H. wandte sich an Volksanwalt Bernhard Achitz, der den Fall auch in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ an die Öffentlichkeit brachte. „Das AMS sagt: Bitte gehen Sie von der Gastronomie weg. Schauen Sie sich um einen anderen Beruf um. Das habe ich gemacht! Und jetzt stehe ich praktisch wieder da, und was ich mir ausgesucht habe, was ich gerne arbeiten würde – das kann ich jetzt nicht machen, weil es mir leider nicht finanziert wird“, beklagte H.
Ein Vertreter des AMS Wien meinte, es wäre bei der Wirtschaft zu wenig Bedarf nach Kraftfahrer*innen. Skurril, denn nur kurze Zeit später suchte das AMS Wien ganz gezielt nach Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren: „In der Wiener Transportbranche geht es nun mit dem beginnenden Aufschwung wieder bergauf. Was allerdings fehlt, sind Fahrer“, hieß es im Juli in einer Presseaussendung, und: „AMS spendiert jetzt 100 Wienern einen Führerschein-Kurs“.
Nicole H. bekommt ihren Führerschein jetzt bezahlt – allerdings nicht vom AMS, sondern von einem privaten Spender, der im ORF auf das Problem aufmerksam wurde. Sie hat auch bereits eine Zusage für einen Arbeitsplatz. Volksanwalt Achitz freut sich mit H., sagt aber: „Das AMS muss hier eindeutig flexibler und vorausschauender werden.“