Volksanwalt Kräuter thematisiert Rechte von älteren Menschen mit UN-Expertin

30. Jänner 2015

Frau Dr. Kornfeld-Matte, unabhängige UN-Expertin für die Menschenrechte älterer Personen, informierte sich bei Volksanwalt Kräuter über die generelle Lage älterer Menschen in Österreich. Da die Gruppe der über 80-Jährigen auf Zeit die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Österreich darstellt, betonte Dr. Kräuter, dass jede langlebige Gesellschaft eine positive Haltung und Bewertung des Alterns braucht, ohne dabei auch beschwerliche Seiten schönzureden.

Beschwerden bei der Volksanwaltschaft aber auch die Ergebnisse der präventiven Kontrolle in Einrichtungen zeigen, dass die Selbstbestimmung und Autonomie im Alter ohne altersgerechte Rahmenbedingungen und Bewältigungsstrategien sehr schnell bedroht sein kann. Wenn in Medien, Politik oder Wirtschaft übers hohe Alter gesprochen wird, dann meist ausschließlich über die dauerhafte Finanzierung der Pflege, wie und ob wir uns das leisten können. Die langfristige und flächendeckende Sicherung qualitätsvoller Pflege ist eine nur von Bund und Ländern gemeinsam zu lösende Aufgabe. Die Würde im Alter bei zunehmender Hilfsbedürftigkeit zu bewahren ist aber keine Herausforderung, die alleine die Pflegevorsorge betrifft.

Es bedürfte eines stärker unterstützenden Sozialraumes, einer umfassend barrierefreien Infrastruktur und einer diskriminierungsfrei zugänglichen Gesundheitsförderung mit Blick auf den Erhalt oder die Verbesserung physischer und psychischer Ressourcen älterer Menschen. Ebenso bedeutsam wäre es, gerontologisches und geriatrisches Wissen in der pflegerischen wie ärztlichen Ausbildung stärker zu betonen, der Arzneimittelsicherheit sowie der Vermeidung von Polypharmazie mehr Beachtung zu schenken sowie den Zugang zu Hospiz- und Palliative Care zu erweitern.

Weitere Themenbereiche, die bei der UN-Expertin auf großes Interesse stießen, betrafen die Gewaltprävention und das nicht der UN-Behindertenkonvention entsprechende System der Sachwalterschaft. Viele Beschwerden, die auch die Volksanwaltschaft erhält, zeugen davon, dass Menschen unter der Fremdbestimmung stark leiden. Dies ist ein gravierendes menschenrechtliches Problem, von dem überwiegend ältere Personen betroffen sind und das nur durch neue Modelle unterstützter Entscheidungsfindung behebbar wäre. Daran wird derzeit gearbeitet.

Abschließen betonte Dr. Kornfeld-Matte, dass die Aufrechterhaltung der Autonomie und Selbstbestimmung von älteren Menschen im Vordergrund stehen muss, um das Führen eines unabhängigen und eigenständigen Lebens so lange wie möglich zu fördern. Im Hinblick auf den Internationalen Aktionsplan zum Altern (Madrid 2002) diskutierte man außerdem, welche Maßnahmen in Österreich gesetzt werden um ein solches „aktives Altern“ zu unterstützen und welche Programme es speziell mit Blickrichtung auf ältere Menschen mit Migrationshintergrund gibt. 

Das Mandat der unabhängigen Expertin für die Menschenrechte von älteren Personen wurde vom UN-Menschenrechtsrat im September 2013 neu geschaffen (Resolution 24/20). Dr. Kornfeld-Matte wurde vom UN-Menschenrechtsrat im Mai 2014 zur ersten unabhängigen Expertin für die Menschenrechte von älteren Personen ernannt und ist als Mandatsträgerin beauftragt das Verständnis für die Rechte von älteren Menschen zu fördern und die Umsetzung von Maßnahmen, die zur Förderung und zum Schutz dieser Rechte beitragen, voranzutreiben.