Volksanwältin Gaby Schwarz: Zivilcourage zeigen als Mittel gegen Gewalt an Frauen
„Hinschauen statt wegschauen, ansprechen statt totschweigen, handeln statt sich nicht einmischen – kurz: wir brauchen mehr Zivilcourage gegen Gewalt an Frauen. Zivilcourage ist das beste Mittel, um Frauen und Mädchen präventiv oder in einer akuten Krisensituation zu schützen“, fasst Volksanwältin Gaby Schwarz die Hauptbotschaft der letzten Ringvorlesung „Eine von fünf“ zusammen. Nach der Auftaktveranstaltung Ende November im Festsaal der Volksanwaltschaft fand die jährliche Veranstaltungsreihe an der Medizinischen Universität Wien ihren Abschluss. Das hochkarätig besetzte Podium diskutierte vor zahlreichen Studierenden und Interessierten darüber, wie man häuslicher Gewalt am besten begegnet und wie Zivilcourage gestärkt werden kann.
Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Frauenhäuser, verwies auf das von ihr ins Leben gerufene und vor kurzem mit einem Staatspreis ausgezeichnete Gewaltpräventionsprojekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“. Es setzt dort an, wo Gewalt passiert – am Wohnort. Nachbarn werden zu mehr Zivilcourage ermutigt. „Es erfordert Mut den Mund aufzumachen. Umso wichtiger ist es, Projekte wie StoP weiter auszubauen. Gleichzeitig ist es entscheidend, schon bei Kindern Zivilcourage zu kultivieren. Für Mädchen und Buben muss es selbstverständlich sein, dass Gewalt gegen Frauen keinen Platz in unserer Gesellschaft hat“, so Volksanwältin Schwarz.
„Uns muss aber auch klar sein: Gewaltschutz geht nicht ohne die Männer. Ebenso wichtig wie die bereits enormen Investitionen in Frauenzentren ist auch der Ausbau von Männerberatungsstellen und Präventionsarbeit, damit es gar nicht zur schlimmsten Eskalation kommt", verwies Gaby Schwarz auf ihre Erfahrungen beim Kriseninterventionsteam des Österreichischen Roten Kreuzes. "Wir müssen Männern Mut machen, sich mit psychischer und physischer Gewalt, die von ihnen ausgeht, auseinanderzusetzen. Sich einzugestehen, dass Man(n) ein Aggressionsproblem hat und deshalb Beratung in Anspruch nimmt, ist unabdingbar.“
Fernsehmoderatorin und Journalistin Raphaela Scharf schilderte ihre Erlebnisse in der Medienwelt und wie herausfordernd es ist, sich gegen sexuelle Belästigung zu wehren. Sandra Walder, Chronik-Ressortleiterin der APA, berichtete von ihren persönlichen Erfahrungen, wie undifferenziert die Berichterstattung über häusliche Gewalt, feministische Themen oder traditionelle Geschlechterrollen nach wie vor erfolgt. Filmregisseurin Katharina Mückstein ist bereits seit ihrer Jugend aktiv, um Diskriminierung von Frauen zu entlarven und ging auf ihre neue Dokumentation »Feminism WTF« ein.
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Die Leiterin der Ringvorlesung Professorin Andrea Berzlanovich mit den fünf Teilnehmerinnen der Abschlussdiskussion Filmregisseurin Katharina Mückstein, Maria Rösslhumer von den Autonomen Frauenhäusern, Fernsehmoderatorin Raphaela Scharf, Sandra Walder von der APA und Volksanwältin Gaby Schwarz.