Anständige Arbeitsbedingungen sichern menschenwürdige Lebensbedingungen

7. Oktober 2020

„Anständige und motivierende Arbeitsbedingungen in der Pflege sind nicht nur im Interesse der Pflegerinnen und Pfleger, sondern auch die Voraussetzung, dass Heimbewohnerinnen und –bewohner menschenwürdige Lebensbedingungen haben“, sagt Volksanwalt Bernhard Achitz anlässlich des heutigen Internationalen Tages für menschenwürdige Arbeit (World Day for Decent Work). Zu knappe Personalbemessung und schlechte Rahmenbedingungen machen nicht nur den Beschäftigten zu schaffen und führen zu hohen Ausstiegsraten in den Pflegeberufen, sie machen es den Pflegekräften auch trotz aufopfernden Engagements sehr schwer, eine menschenwürdige Betreuung der zu Pflegenden sicherzustellen.

Geld und Ausbildung sind Schlüssel für menschenwürdige Bedingungen

„Ausreichende finanzielle Mittel und entsprechend qualifiziertes Personal sind der Schlüssel für menschenwürdige Bedingungen. Steht das Personal unter Zeitdruck, steigt das Risiko für Menschenrechtsverletzungen, weil nur noch das Notwendigste erledigt werden kann“, berichtet der Volksanwalt aus den Erfahrungen der Kontrollkommissionen der Volksanwaltschaft, die jedes Jahr hunderte Einrichtungen kontrolliert, in denen Pflege-bedürftige oder Menschen mit Behinderung leben, um Menschenrechtsverletzungen präventiv zu verhindern.

„Roadmap Gesundheit“ mit Sofortmaßnahmen für mehr Arbeitsplatzqualität

Damit ausreichend Menschen für den Pflegedienst gewonnen werden können, müssen die Bedingungen besser werden. Konkrete Vorschläge für ein zukunftssicheres System für Gesundheit und Langzeitpflege gibt es in der „Roadmap Gesundheit“, die am 28. September an Minister Rudi Anschober übergeben worden sind. Darin werden auch Sofortmaßnahmen für mehr Arbeitsplatzqualität gefordert:

Beschäftigte sollen etwa nicht mehr alleine im Zuständigkeitsbereich Nachtdienste machen. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird die Planbarkeit und Verlässlichkeit der Arbeitszeit eingefordert. Die Kontrollen in den Gesundheits- und Langzeitpflegeeinrichtungen sollten von spezialisierten Arbeitsinspektoren durchgeführt werden und die Beschäftigten sollten einen erleichterten Zugang zur Schwerarbeiter-pension bekommen.

Menschenwürdige Arbeit auch in 24-Stunden-Betreuung sicherstellen

Menschenwürdige Arbeitsbedingungen hätten sich aber auch die Menschen verdient, die in der 24-Stunden-Betreuung arbeiten. „Sie kommen aus den Nachbarländern nach Österreich, arbeiten zwei Wochen quasi ohne Pause durch, was nur möglich ist, weil sie auf dem Papier als Selbstständige gelten und nicht als Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmer“, sagt Achitz. In der Corona-Krise hat sich ihre Situation noch verschärft, sie waren von Reisebeschränkungen betroffen. Während viele Betreuerinnen Wochen oder gar Monate ohne Pause durchgearbeitet haben, mussten andere in ihren Heimatländern warten und verdienten kein Geld. Langfristig, so Achitz, müsse sich die Politik ein belastbareres System überlegen, in dem es für die Pflegekräfte mehr Wertschätzung gibt, auch in Form von mehr Geld. „Das System ist jetzt so aufgestellt, dass die so wichtige Pflegetätigkeit so schlecht bezahlt ist, dass man davon in Österreich nicht leben kann“, kritisiert Achitz.