Übergewicht bei Kindern: Gesamtkonzept fehlt

18. November 2017

Wie der österreichische Ernährungsbericht zeigt, setzt sich das Problem im Erwachsenenalter fort: 41 % der Erwachsenen sind übergewichtig. Die gesundheitlichen Folgen wiegen schwer, schließlich sind mehr als 40 % der jährlichen Todesfälle auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen. Das ist die mit Abstand häufigste Todesursache in Österreich. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass frühe Erziehung zur gesunden Ernährung und Bewegung ausschlaggebend ist. Angesichts der alarmierenden Zahlen ist rasches Handeln gefordert.

Die Volksanwaltschaft leitete daher ein Prüfverfahren ein und setzte sich sowohl mit dem Gesundheitsministerium (BMGF) als auch mit dem Bildungsministerium (BMB) in Verbindung. Das BMGF verweist in seiner Antwort darauf, dass bereits 2011 die „Leitlinie Schulbuffet“ für ein gesundheitsförderliches Jausenangebot veröffentlicht wurde. Von 2011 bis 2014 sei die BMGF Initiative „Unser Schulbuffet“ durchgeführt worden. Es sei gelungen, diese Initiative in vier Bundesländern (Kärnten, Steiermark, Burgenland und Niederösterreich) durch enge Kooperationen mit verschiedenen lokalen Organisationen weiterzuführen. Seit Anfang 2015 führt die AGES im Auftrag des BMGF ein weiteres Projekt „Die gute Wahl“ durch. Dabei werde untersucht, inwieweit Symbolkennzeichnungen bei der Auswahl der Lebensmittel am Schulbuffet wesentlich sind. Darüber hinaus gab es im Rahmen des Förderprogrammes des Fonds Gesundes Österreich im Zeitraum 2013 bis 2016 mehrere geförderte Projekte an Volksschulen.

Volksanwalt erläutert, dass im Regierungsprogramm 2013 - 2018 die „tägliche Turnstunde“ als ein Ziel verankert wurde. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich durch die Einführung der „täglichen Turnstunde“ unter Einbeziehung des organisierten Sports mehr bewegen. Das Parlament beschloss gesetzliche Vorgaben zur Umsetzung für die ganztätige Schule. Die tatsächliche Umsetzung scheint aber ein lückenhaftes Stückwerk zu sein. So nehmen die Schulen - wenn auch teilweise mit großem Erfolg (zB. im Burgenland 80% der Schulen) - freiwillig teil. Das vom BMLVS finanzierte Projekt läuft 2019 aus.

Im Studio der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ diskutierte Volksanwalt Günther Kräuter mit dem Geschäftsführer von „Fit Sport Austria“, Mag. Werner Quasnicka und Univ.Prof.Dr. Kurt Widhalm.

Einig ist man sich darüber, dass die bisherigen einzelnen Maßnahmen zur Reduktion von Übergewicht nicht ausreichend sind, wie man auch an den erst kürzlich veröffentlichten Zahlen einer WHO-Studie erkennen kann. „Es bedarf unbedingt eines Gesamtkonzeptes, um Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu bekämpfen.“, schließt Kräuter.

 Nachgefragt: Therapie nur im Krankenhaus

Ein Schüler aus Wien leidet an einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung. Er muss für die Therapie alle zwei Wochen für einen Tag ins Krankenhaus. Das Fernbleiben von der Schule und der Aufenthalt im Krankenhaus sind für ihn eine große Belastung, er möchte die Infusionen zuhause bekommen. Die WGKK lehnt aber die Übernahme der Kosten der sogenannten Enzymersatztherapie als Heimtherapie ab. Volksanwalt Kräuter setzte sich für den Buben ein. Nach der Sendung kam es zu einem Verwirrspiel, eine Heimtherapie wurde genehmigt, ein weiterer Antrag von der WGKK abgelehnt. Volksanwalt Kräuter ist über den Verlauf verärgert: „Wir haben weiterhin österreichweit unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern. Außerdem wurden die Ampullen für die Therapie einmal genehmigt, weitere wiederum nicht. Für die Volksanwaltschaft ist das unerklärlich. Wir werden hier nochmal nachsetzen und uns um Aufklärung bemühen.“