Giftige Altlasten unter Wohnsiedlung im Marchfeld

6. April 2013

Unter einer Wohnsiedlung mit 50 Einfamilienhäusern liegen giftige Altlasten einer ehemaligen Teerfabrik. Nun fordern AnwohnerInnen eine umfassende Sanierung um die Gesundheitsgefährdung zu stoppen. Volksanwältin Mag.a Terezija Stoisits kritisiert die mangelnde Information der Betroffenen und fordert zu raschem Handeln auf.

In Angern an der March in Niederösterreich befand sich von 1860 bis 1924 die Teerfabrik Rütgers. Nach Schließung der Fabrik wurden die Anlagen abgebaut und die ehemaligen Teerbecken zugeschüttet. Ab 1945 begann die Bebauung des Areals mit Einfamilienhäusern, teilweise kamen auch ehemalige Fabriksteile als Baumaterial zum Einsatz. Bei Grabungsarbeiten stieß man erstmals 1989 auf Teeröl. Zwischen 1999 und 2012 folgten Boden- und Grundwasseruntersuchungen. Die Proben enthielten unter anderem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Arsen, Blei, Quecksilber, Cadmium und Zinn. Seit November 2012 ist das Gebiet als Altlast der dringlichsten Prioritätenklasse 1 klassifiziert, es besteht daher laut Bundesumweltamt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt.

Die Familie, die sich an die Volksanwaltschaft wandte, kaufte im Jahr 2005 ein Grundstück im betroffenen Gebiet und wurde, ihren Angaben zufolge, nicht über die Altlasten informiert. Bewusst wurde ihr das Problem, als im Garten Teer an die Oberfläche drang und das Grundwasser intensiv nach Benzin roch. Sie fühlen sich im Unklaren, welche Schritte als nächstes von den Behörden geplant sind. Eine umfangreiche Sanierung ist ihr Wunsch.

Die Zuständigkeitskonzentration liegt beim niederösterreichischen Landeshauptmann. Dieser lässt prüfen, ob die Rechtnachfolger der Verursacherfirma für die Sanierung herangezogen werden können. Ein jahrelanges Verfahren bis zu den Höchstgerichten ist zu befürchten.

Als ersten Schritt hat nun das Land Niederösterreich zugesagt, den Boden oberflächlich austauschen zu lassen. Eine entsprechende Ausschreibung ist für den Sommer 2013 geplant, es werden hierbei jedoch nur maximal 50 Zentimeter ausgetauscht. Eine umfassende Altlastensanierung, bei der alle Giftstoffe entfernt werden, lässt weiter auf sich warten. Die Gemeinde verweist auf das Land Niederösterreich und ist sich keiner Schuld  - vor allem was die Informationspolitik betrifft - bewusst.

Volksanwältin Stoisits fordert, dass die Sanierung schnellstmöglich durch den Altlastensanierungsfonds des Bundes erfolgen soll, anstatt einen möglicherweise jahrelangen Rechtsstreit abzuwarten. „Die Siedlung sitzt auf einer Umweltbombe“, erklärt sie den dringenden Handlungsbedarf.

 

Die Sendung kann auch sieben Tage nach Ausstrahlung in der ORF-TVTHEK abgerufen werden.