Das dritte Geschlecht

1. Juli 2017

Volksanwalt Dr. Günther Kräuter diskutierte mit Dr. Stefan Riedl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde im AKH Wien und zwei Betroffenen einerseits über die amtliche Anerkennung eines dritten Geschlechts und andererseits über vorschnelle geschlechtsangleichende Operationen, die oft traumatische Folgen nach sich ziehen können.

Jedes Jahr werden in Österreich rund 25 Kinder geboren, die anatomisch weder männlich noch weiblich sind – intergeschlechtliche Personen. Nach dem Personenstandsgesetz ist das Geschlecht einer Person verpflichtend einzutragen. Dabei ist eine Eintragung wie etwa „inter“ gesetzlich nicht vorgesehen. Eine ähnliche Regelung wie in Deutschland – dort kann die  Angabe über das Geschlecht weggelassen werden – müsste der Gesetzgeber veranlassen.

Die Medizin ist bisher darauf ausgerichtet, Personen, die intergeschlechtlich geboren werden, frühzeitig zu operieren – eine sogenannte geschlechtsangleichende Operation durchzuführen. Volksanwalt Kräuter fordert neben der Möglichkeit, im Personenstandsregister ein drittes Geschlecht einzutragen, vor allem Aufklärung für die Eltern und Schulungen für Ärztinnen und Ärzte, um ein anderes Bewusstsein über den Umgang mit den Betroffenen zu schaffen.

Nachgefragt 2. Lift Stephansplatz

Bei der Haltestelle Stephansplatz – der meist frequentierten U-Bahnstation Wiens – sind Menschen mit Rollstuhl auf einen einzigen Lift angewiesen. Seit Jahren wird seitens der Behindertenverbände die Errichtung eines zweiten Lifts gefordert, dessen Bau von der Wiener Stadtregierung im März 2016 noch zugesagt wurde. Kurz vor Beginn der Sanierung des Stephansplatzes, der ersten Sanierung seit 30 Jahren, kam die Enttäuschung: Der zugesagte Lift wird nicht errichtet! Zu hoch seien die Kosten, die die Wiener Linien tragen müssten – laut Wiener Linien 2,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Verlängerung der Linie U2 (Stationen „Stadion“ im Mai 2008, „Aspernstraße“ im Oktober 2010 und „Seestadt“ im Oktober 2013) fielen Aufwendungen in der Höhe von 5,34 Mio. Euro an.

Volksanwalt Kräuter hat bei Pressekonferenzen, Treffen mit NGOs und im Wiener Landtag auf die Notwendigkeit des zweiten Liftes aufmerksam gemacht – leider vergebens: seit Anfang 2017 wird der Stephansplatz nun saniert, der Bau eines zweiten Lifts ist jedoch nicht vorgesehen.